Donnerstag, 3. Mai 2007
trotz allem gibt es Hoffung...
Laut Wikipedia können früheste Funde des Homo Sapiens Sapiens auf rund 160'000 Jahre vor unsere Zeitrechnung zurückdatiert werden. Das Rad wurde um ca. 4'000 v. Chr. erfunden wenn man den bisher gefunden Ausgrabungen glauben darf, mit anderen Worten vor 6'000 Jahren. Nimmt man allerdings den ersten Städtebau als Geburt der Zivilisation, so dürfte das anatolische Çatal Hüyük, vor ca. 8'000 Jahren mit rund 10'000 Einwohnern grösste Stadt der Welt, bzw. das rund 11'000 Jahre alte Jericho (Wikipedia), den Zeitpunkt nochmal ein Stück weiter nach hinten datieren.

So oder so: zwischen den ersten Funden und den ersten Anfängen einer Zivilisation liegen 150'000 Jahre. Während dieser Zeit wurden zwar die ersten Höhlen bemalt, die Speerschleuder und der Bogen erfunden, einigen Skulpturen modelliert und Flöten aus Knochen geschnitzt - aber der Mensch war immer noch wild und von seiner Umwelt abhängig. Eine erste Wende brachte wohl auch der erste Ackerbau in Mesopotamien vor 11'000 Jahren, welche erste, dauerhafte, grössere Ansiedlungen erlaubte.

Was ich sagen will: eine beinahe unendlich lange Zeit, sprich 150'000 Jahre lebte der heutige moderne Mensch in einem Zustand der keine Hoffnung auf Verbesserung und Fortschritt zuliess - zu sehr war der Mensch der Natur ausgeliefert.

Aber auch in den letzten 10'000 Jahren war die Entwicklung teilweise über weite Distanzen durch Verwüstung und Zerfall gezeichnet. Damit ist nicht nur der Zusammenbruch der Antike gemeint, welche dann ins Mittelalter mündete, nein bereits vorher, beim Zusammenbruch der grossen mesopotamischen Reiche musste man teilweise einen Kultur- und Wissensverlust beklagen, der erst später durch das römische Imperium wieder angewandt wurde.

Die eigentliche Revolution fand jedoch erst vor 300 Jahren in England ihren Ursprung: die Industrialisierung. Mit ihrer Hilfe konnten wir erst unseren Planeten nach unseren Gutdünken umgestalten und leider auch, wenigstens in gewissen Regionen, grossflächig die Natur zerstören.

Der Mensch hatte also knapp 160'000 Jahre Zeit um an diesem Punkt anzukommen, an dem wir heute sind. Zumindest die Menschen im klassischen Abendland und Morgenland... Steinzeitliche Völker wie die Indianer Nord/Südamerikas, die Aboriginals oder andere Ureinwohner mussten diesen Sprung oft in wenigen Jahrzehnten vollbringen!

Wenn man sich diese unendlich lange Zeit ansieht, und dann die heute absehbaren Zukunftstechnologien mit dem unbedingten gesellschaftlichen Wandel den sie mit sich bringen zu Ende denkt, dann wird einem schwindlig!

Zum Vergleich: noch vor 15 Jahren waren Mobiltelefone eine Seltenheit; und wer eine E.Mail versenden wollte erledigte dies vom Unirechner aus oder gehörte zum verschwindend kleinen Teil der Bevölkerung mit einem Microcomputer und einem Akkustikkoppler zu Hause.
Heute trägt jeder ein Mobiltelefon mit sich und kann sowohl SMS versenden, im WWW chatten, E-Mails verschicken oder ganz banal: telefonieren.

Ich kenne Menschen, die tatsächlich behaupten es hätte sich in den letzten 20 Jahren nix getan. Absoluter Blödsinn! Die Gesellschaft hat sich alleine durchs WWW und den ganzen PDA's von einer Arbeitergesellschaft zu einer Informationsgesellschaft verändert.

Und trotzdem: wir stehen noch auf der Schwelle der eigentlichen Revolution! Was in den kommenden 50 Jahren geschehen wird, kann man nur noch als die Schaffung der Zivilisation 2.0 erklären!
Es wird durch eine noch schnellere technologische Entwicklung möglich sein, in virtuellen Räumen (und damit meine ich keine primitiven Vorläufer wie Second Life) mit jedem Menschen dieser Erde, vorausgesetzt er hat Zugang zu diesen Technologien, in Kontakt zu treten und sich auszutauschen. Künstliche Intelligenzen von ungeahnter Raffinesse werden uns sowohl mental wie auch im sozialen Bereich fordern und fördern. Wir werden uns intellektuell sprunghaft weiterentwickeln müssen, um überhaupt noch mit der Entwicklung standhalten zu können.

Die Chance besteht auch, dass akute Probleme wie Armut und Überbevölkerung gelöst werden: wenn die niederqualifizierten Arbeiten mehr und mehr von Maschinen übernommen werden können so bleibt kein Grund mehr für eine Ausbeutung der sozial Schwachen. Auch durch das anwenden von erneuerbaren Energien wird die Unterstützung von Tyrannen in Afrika und im nahen Osten obsolet. Mit dem Wohlstand, das sieht man in allen Industrienationen sinkt auch der Bedarf an Nachkommen, sprich die Bevölkerungszahlen werden massiv zurückgehen. Eine Überalterung der Gesellschaft wird eintreten, aber auch dies kann und wird gelöst werden: der Mensch wird durch die an ihn gestellten intellektuellen Ansprüche auch noch mit 75 agil genug sein um seine Aufgabe mit der notwendigen Leidenschaft wahrzunehmen.

Mit der Zeit, werden wir aussterben - dies wird jedoch kein dramatisches Ereignis sein und ist keinesfalls als unser Ende anzusehen. Es wird ein langsamer Übergang stattfinden, die davon betroffene Generation wird es selbst vermutlich nicht einmal bemerken. Vielleicht wird unser Erbe in einer Simulation weiterexistieren - ähnlich wie im Film "The Matrix". Eine künstliche Intelligenz wird uns in diesem Biotop erhalten, als Inspiration für zukünftige Zivilisationen, oder einfach nur um an ihre Vorfahren zu erinnern. Mit virtuellen Menschen, in einer virtuellen Welt - ohne sich dessen bewusst zu sein.

Vielleicht kommt aber auch alles anders - wer weiss das schon...

... comment